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Mittwoch, 29. März 2017

Ruta 5 : Südwärts !

Wir verlassen Vicunja am 21.01.2017, fahren Richtung La Serena am Pazifik. Die Campspots sind voll von Locals. High Season, Sommerferien ! Wir fahren auf der Ruta 60 bis zu Stadt Constitution am Pazific entlang. Hier können wir beim shoppen endlich die defekte Action Cam ersetzten, wir treiben einen neuen Luftfilter für den Hilux auf, stocken Bargeld auf....!
Ok. Ihr merkt schon, es ist "Reisealltag" angesagt. Es passiert nichts furchtbar aufregendes, wir fahren wieder auf die "Autobahn Ruta 5", die Chile bis zum Beginn von Patagonien fast gerade durchquert. Kein billiger Spass, da alle 50 - 80 km etwa 4.- euro Maut fällig werden.
Weiterhin wird unser Tatendrang in "Mittel und Südchile" von den extremen Waldbränden ausgebremst. Teilweise fahren wir durch absolut zugequalmte Landschaften, selbst bis zur Ruta 5 können wir die Feuer sehen. Alle Nationalparks sind  komplett geschlossen. Chile hat hier konsequent "dichtgemacht" , um ein Übergreifen der Brände zu verhindern. Selbst die Hauptstadt Santiago und Valparaiso versinken in Rauchschwaden ! (siehe Blogbild)
Trotzdem wollen wir die Seenlandschaft um Villarica und Pucon sehen. Die "chilenische Schweiz" bietet hier Wald und Seenkulissen vor schneebedeckten Vulkanen, dem Andengürtel vorgelagert !
Auf dem Weg dorthin pausieren wir in Melipeuco, einem schicken kleinen Dorf, nachdem wir auch im Nationalpark Conguillo abgewiesen wurden, nur eine rasche Durchfahrt wurde uns genehmigt. Schön war es trotzdem, wir fuhren durch sogenannte "Araucanienwälder" ...ein spezieller Nadelbaum, der hier heimisch ist ! (Elke und Siggi : das ist euer Baum vorm Haus!)
Wir sitzen gemütlich draussen im Strassenkaffee bei "Kuchen"... ja, so heisst das hier. Der Landstrich hier, bis runter nach Puerto Montt ist voll von deutschen Auswanderern, die haben ihre Spuren hier hinterlassen. Nicht nur kulinarisch, auch Strassennamen, Hausbaustil etc....Deutsch !
Da fährt ein grosses, grünes Wohnmobil vorbei....und stoppt auch schon ! Unglaublich ! Werner und Cornelia, unterwegs in ihrem "Big Grasshopper" haben wir 2015 in Kanada getroffen...und jetzt hier. Grosses Hallo, wir verabreden uns für den Abend auf einem Camp in der Nähe. Tolle Begegnung, wir verbringen zwei gemeinsame Tage mit Austausch, Erzählen, Grillen. Danke, Cornelia und Werner, war klasse mit euch. Mit dabei ein deutsches Päarchen auf Motorrädern. Passt ! Wir bleiben noch ein Tag auf dem liebevoll angelegten Platz von Elly und Werner, dann geht es weiter nach Osorno, letzter grosser Versorgungstadt. Von dort aus über die V-69 nach Ladrillos.
Und das ist jetzt schon Patagonien! Hier um die Bucht herum verabschieden wir uns für lange Zeit vom Asphalt.....hier beginnt die berühmt-berüchtigte "Carretera Austral" , gebaut vom Diktator Pinochet, um die südlichsten Provinzen erreichbar zu machen !

Zurück in Chile: Urlaub mit Freunden (13.01.2017 - 21.01.2017)


Wir schlängen uns durch weite, unbewohnte Landschaft, lassen St. Juan "links" liegen, bis zur argentinischen Zollstation hoch. Es ist kurz nach 18.00Uhr. Grenze geschlossen. Morgen wieder. Wir übernachten nur ca. 1Km vom Posten entfernt, um am nächsten Morgen......uns dann in die bereits etwa 1km lange Autoschlange hinten anzustellen.... Es geht nicht vorwärts. Allerlei Parolen machen die Runde, bis ein Uniformierter bekannt gibt : Erdrutsch ! die Piste über den  Pass zur chilenischen Grenze ist unpassierbar ! Na Klasse. Viele Argentinier, die hier zum Sommerurlaub nach Chile ans Meer fahren wollen, drehen um, wollen den deutlich südlicher gelegenen Übergang bei Mendoza nutzen. So "rutschen" wir in der Schlange vor, wo wir inzwischen auch wieder Marc und Claudia mit ihrem Magirus "entdeckt" haben. Komischerweise kommen Autos von "drüben" an. Man muss verstehen, das von Grenzposten Argentinien bis zum Einreiseposten Chile ca. 180 km nicht asphaltierte Piste bis auf 4850m Höhe mit Flüssen, eventuell Eis und Schnee, zurückgelegt werden müssen ! Die ankommenenden Argentinier werden auf das Genaueste "gefilzt". Alles Gepäck raus aus den Autos, alles wird von den "eigenen" Grenzern untersucht. Chile ist hier in Südamerika "das gelobte Land". Vor allem Elektronik,Smartphone, Laptops, aber auch Sprit, Reifen, Ersatzteile sind um Faktoren günstiger als beim direkten Nachbar, Argentinien. Und es gibt keinen freien Warenverkehr a'la EU, sondern jeder muss Steuern und Abgaben auf in Chile gekauftes bezahlen. So werden hier alle Smartphones, die die Argentinier mit nach Chile nehmen, registriert, und beim Wiedereintritt kontrolliert, ob sich das "alte" Iphone" nicht zufällig in ein neues Modell verwandelt hat....
Ok....nach einer Stunde Wartezeit heisst es plötzlich : "Vamos" es kann doch "rübergereist" werden. Unsere Formalitäten sind easy, und wir werden immer freundlich und zuvorkommend behandelt: ahhh Aleman, Vehiculo Aleman....bueno, no problema !
Wir starten auf die 180km Piste. Hilux und Daggi sind in ihrem Element, und so überholen wir zügig die PKWs.....die mit wenig Bodenfreiheit versehen, die steinige Holperpiste etwas langsamer angehen müssen.
Wunderbare Landschaft, Schnee und Eis auf den Gipfeln um uns herum. Und dann ein "Wow" effekt: Wir fahren durch Felder von 3 - 5m hohen "Eisnadeln" die im Sonnenlicht blau-weiss schimmern!  (siehe Bild) Immer wieder halten wir an, machen Foto's. Marc und Claudia sind inzwischen ausser Sichtweite, 8 Tonnen den Berg hoch.....auch eine Ansage für den Magirus Motor !
Nach eine wirklich "einmaligen" Fahrt , es wird schon dunkel, reihen wir uns in die kilometerlange Einreiseschlange am chilenischen Grenzposten ein. Dort ist Lebensmittelcheck angesagt. Alle Taschen der Urlaubsargentinier werden geröntgt, jedes Auto wird teils mit Hunden durchsucht.Alle frischen Lebensmittel,aber auch Holz, Pflanzen,Honig etc darf die Grenze nicht passieren. Die Gründe sind undurchsichtig, es sieht oft nach Schikane zwischen zwei Ländern aus,die sich politisch einfach nicht grün sind. Wir werden auch gefilzt, eher im Schnelldurchlauf, aber müssen ein aus Costa Rica mitgebrachtes Scheibchen Teakholz abgeben....übernachten irgendwo an einem Fluss, in der Nähe der Grenze, es ist 23.00 Uhr und stockfinster. Bei schönstem Wetter fahren wir am nächsten Tag "runter" auf ca. 1500m, durch ein Weintraubenanbaugebiet, das "Valley de Pisco" landen in der schnuckeligen Stadt Vicunja, finden einen "Hostelcamping" Platz der uns gefällt. Schöner Innenhof, Grills, Küche für alle. Als dann noch Marc und Claudia mit dem Magirus auftauchen und auch entscheiden hier zu bleiben, erleben wir entspannte 5 Tage zwischen Stadtgang, grillen, lachen, viel erzählen, geniessen den chilenischen Rotwein, lassen einfach die Seele baumeln.
Hostelcamping....zum besseren Verstehen. Wir parken den Hilux im Innenhof,"bauen" unser Camp auf dem Parkplatz auf, schlafen natürlich im Hilux, nutzen wie ein Hostelgast alle Facilities wie Küche, Dusche, Wlan...etc....und bezahlen etwa ein Drittel des Preises eines Hostelzimmers.Ist hier auf dem Kontinent eine übliche Sache. Angenehm für beide Seiten !
Und dann kommt die Nachricht, das Chris und Les, das "Bikerpaar" mit der alten BMW, mit denen wir zusammen nach Cartagena verschifft hatten, am nächsten Wochenende eintreffen wollen. Klar, wir bleiben! Grosses Hallo, Marc und Claudia, die weiterziehen Verabschieden, Chris und Les die Eintreffen, begrüssen. Wir reden viel "Motor", Chris hat Probleme mit der BMW, wir checken beim Hilux das Ventilspiel, ich lasse einen Ölwechsel "um die Ecke"  machen. Das Wochenende vergeht wie im Fluge, Abschied, wir rollen los, es ist Mitte Januar, und es sind noch viele Tausend Kilometer "Süden" vor uns !

Donnerstag, 2. März 2017

Konsum, Asphalt und Wüste, "DAKAR ! DAKAR ! "

Es fällt schwer, nach dem bisher "intensivsten" Land, den "Blogfaden" wieder aufzunehmen. Die Gefahr, alles danach als "flach"...oder "hatten wir schon härter" abzutun, ist gross, was aber der weiteren Reise, den Ländern, Menschen und der Landschaft nicht gerecht werden würde. Aber: deswegen auch die doch lange Pause, zur Verarbeitung !


Nach dem Schlagbaum "segeln" wir auf feinstem Asphalt 40km auf die "menschenwürdige" Höhe von 2300m nach San Pedro de Atacama. So leise kann ein Hilux fahren ! Wir werden von freundlichen Grenzern empfangen, "checken" in Chile ein, easy-going ! Wir parken im Camping Campestre , werden herzlich begrüsst, toller Platz mit grosser Gemeinschaftsküche, Terrasse, Duschen....alles Top. Und das Klima erst : viel Sauerstoff, unter Tag Sonne und 30 Grad....Nachts dann runter auf 15....besser geht es nicht !
Wir fühlen uns wie im Himmel. Erkunden die kleine, aber quirlige Supertouristische Stadt. Beim Anblick der vielen Europäer bleibt uns nach den einsamen Wochen die Spucke weg....wir kommen uns wie Aliens zu Besuch vor...!

Weihnachten 2016:  schöner Abend mit anderen Overlandern, nur wenig sentimental, wir essen und trinken alle zusammen. Danke, Casa Campestre, du warst unser "Rettungsanker" . Wir haben uns sehr wohl gefühlt !
Wir ziehen weiter. Durch  das Valle de Luna, Atacamatypische "Mondlandschaft"  nach Calama. Brauchen eine neue Batterie für den Hilux. Ja und in Calama, der nächst grösseren Stadt, gibt es ein "Lider" , das ist ein Walmart. Tja, und eine neue Kamera brauchen wir auch. Die Lumix hat in Bolivien ihren Geist ausgehaucht ! Ach ja,  unsere am Hilux angebrachte Actioncam auch....trotz Outdoorgehäuse ist auf den Pisten der USB Port, der auch zum Akku laden gebraucht wird.....abgebrochen !
Wir fühlen uns wie im Paradies. Kaufrausch. Schokolade, Brot, Butter, Cola, Wurst.....ach es gibt einfach alles !!! Nicht billig, Preise wie in Deutschland, aber es gibt es! Und: endlich ist Rotwein wieder billig ! Klar, es gibt nur chilenischen, aber es könnte uns härter treffen.
Wir erstehen eine neue Varta Starterbatterie. Diese baue ich sofort auf dem Parkplatz ein. Und wie gewohnt bringe ich die Defekte zurück....und ernte am "Kundendesk" nur unverständliche Blicke: neee Müll nehmen wir nicht zurück, ich soll diese in den Mülleimer werfen. Da ich mich weigere dies zu tun, sie über die Gefahrenkennzeichnung ihrer vor 10min verkauften Batterie aufkläre (durchgestrichener Mülleimer) und hartnäckig bleibe, holen sie den Boss. Nach mehren Anläufen verstehen sie es: ich kann die Altbatterie da lassen, wahrscheinlich wirft der Boss sie jetzt in den Müll, aber sie haben verstanden um was es geht ! Vielleicht die 1te recycelte Batterie in Chile !
Wir bleiben in Calama. Dort haben wir einen Besichtigungstermin bei der grössten Tagebaukupfermine der Welt.
Siehe hier : https://de.m.wikipedia.org/wiki/Chuquicamata
Die Besichtigung ist kostenlos. Aber ausser dem Tagebauloch, den Riesenlastern, 300t pro Ladung, und einer Geistersiedlung von den Minenarbeitern (umgesiedelt wegen "Umweltproblemen") , sehen wir nicht viel. Trotzdem Interessant und beeindruckend.

Wir bewegen uns hier übrigens die ganze Zeit immer in der Atacamawüste. Es ist unter Tag heiss, nachts kühl. Landscape aussenrum, wie Daggi sagt: nichts ausser "Dreckhügel und Dreckberge" Die Landschaft besteht nur aus Gelb, Braun und Ocker Tönen. Aber die Ruta 5, ist ein Top Asphaltband, wir kommen flott vorwärts, Zwischenstopp in Antofagasta, wo Daggi in einem Geschäft für Damenbekleidung tatsächlich die gleiche Lumix auftreibt die wir hatten.
Wir machen Kilometer. Auch wieder schön: endlose Weite, menschenleer. Spritkalkulationen sind auch hier wichtig ! Der Blick auf die Karte zeigt uns immer wieder.....noch viele 1000km bis zum "fin del mundo"....und dort wird es so ab März klimatisch unangenehm...!
Unser erster "kleiner Nationalpark" führt uns zum "Pan de Azcucar" einer schroff-schönen Küstenlandschaft mitten in der Atacama. Auf dem Weg dorthin, immer die Ruta 5 gen Süden, gibt es zwei erwähnenswerte Ereignisse.
1.: "die Hand in der Wüste"  ein Künstlerdenkmal was wirklich klasse in seiner Umgebung wirkt, und auf vielen Overlandervisitenkarten zu finden ist.
2.: Eine so sternenklare Nacht mitten in der Atacama. Runter von der Ruta 5. Wir fahren in ein "Drecksbergeseitental". Geräuschlose Nacht unter grandiosem Firmament !!! Keine "Lichtverschmutzer" über 100erte von Kilometer ! Und: am nächsten Morgen besucht uns ein verwunderter Wüstenfuchs, der absolut keine Scheu zeigte, sondern uns und unser Gefährt hochspannend und beobachtenswert fand !
Zwischendrin finden sich immer wieder verlassene Minen, ihrem Verfall preisgegeben. Wir stoppen an einem Friedhof mitten in der Wüste. Friedhof für umgekommene Mineros, Minenarbeiter. Holzkreuze mit Todesjahren zwischen 1920 - 1960. Viele ! Die Stätte macht sehr nachdenklich....man kann die Träume vom Reichtum noch erspüren!
Pan des Azcucar : https://de.m.wikipedia.org/wiki/Nationalpark_Pan_de_Az%C3%BAcar
Wir suchen uns direkt am Meer einen schönen Campspot, verbringen ein ruhiges Sylvester, lesen, gehen spazieren, sonnen, lassen es uns drei Tage einfach gut gehen. Schöner Spot !
Klar, nutzen wir die Zeit zum planen, Kilometer rechnen, Kartenschnittpunkte werden markiert, Grenzübergänge gesucht....denn ein Fieber hat uns erfasst: unheilbares "Dakarfieber"
Ja, wir sind "in der Nähe". Drüben, in Argentinien, können wir es schaffen auf den Tross zu treffen... Etappe 9 und 10 liegt in "erreichbarer" Schlagdistanz !!
Bitte, bitte, sagt nicht, das ihr noch nie etwas von dem härtesten, bekanntesten, Rally Raid  Rennen der Welt gehört habt : der "Dakar" !
Ok, lest hier: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Rallye_Dakar
Und so machen wir uns, weg von der Ruta 5, Richtung Argentinien auf, über den mal wieder 4500m hohen Paso San Franzisco, wieder mal nur "Piste" und treffen am 06.01.2017 in Fiambala ein.
Verzweifelt versuchen wir argentinische Pesos aus einem der beiden Geldautomaten zu ziehen. Ohne Erfolg. In der Bank wird uns erklärt, das unsere Chipvisakarten, die selbst in Bolivien akzeptiert wurden, viel zu "modern" wären...wir können bei der deutschen Chefin vom Hostel San Pedro Dollars tauschen. Aus dem Tauschgeschäft wird ein supernetter "Plausch" ...hey, wir sehen uns wieder ! Danke hierfür ! Endlich können wir Diesel fassen, sehen einen Magirus Laster mit deutschem Nummernschild entgegenkommen....Hupen, winken. Stopp.

Ok. Wir treffen Marc und Claudia mit ihrem schönen Magirus Deutz, einem ehemaligen Feuerwehrauto. Der Funke springt, und wir verabreden uns bei einer nah gelegenen Therme.
Marc und Claudia sind Feuer und Flamme, wollen jetzt auch zur Dakar ! Wir schmieden Pläne auf dem wunderschönen Parkplatz der Therme mit Talblick, baden ausgiebig, Rotwein und Rum bis in die Nacht.....und es ist Daggi's Geburtstagsnacht ! Bis 2.30 Uhr sitzen wir draussen. Herrlicher Abend. Und es werden noch mehr werden mit den Zweien !
Wir versuchen verzweifelt etwas über die Strecke, die die Dakar nehmen wird, herauszukriegen. Zwar wissen wir dies von der Dakarwebsite ungefähr, auch die Tagesstartpunkte und die Tagessziele mit den Biwaks sind bekannt. Aber wo läuft die "Competitionroute" durchs Gelände ??? Keiner weiss etwas, es wird streng geheimgehalten. "Siehst du die Hubschrauber, dann kommen sie", so die Locals. "Dann ab ins Auto und hinterher"....das ist uns viel zu vage.
Überhaupt. Die Einheimischen interressiert das Spektakel kaum. Im Gegensatz zu der medialen Aufbereitung in Europa, zucken Sie die Schultern, und, ja, sie haben davon gehört.
Schon das 10km weg von der Strecke liegende Nachbardorf zeigt kein Interresse mehr......!
Wir wissen, das zwei Tage vor den Etappen sogenannte "Zona de Espectatores" , also Zuschauerzonen, auf der Website der Dakar bekanntgegeben werden. Superschwer zu finden, irgendwo zwischen Videos, Tagesergebnissen und Werbung finden wir diese mit GPS Koordinaten. Solche Zonen einzurichten ist ein Zugeständniss des Veranstalters, da jedes Jahr Zuschauer an der "Strecke" umkommen, da die Speed der Teilnehmer unterschätzt wird !
Wir entscheiden uns, die 10te Etappe zu treffen. Von Chilecito nach San Juan. Also südlich, und zu unserer weiteren "Stossrichtung" passend. Wir verabreden uns mit Marc und Claudia zur dortigen "Dakar Feria", eine Austellung, die die Dakaorga in jeder Biwakstadt aufbaut.
Wir treffen uns aber früher wieder, auf einem kleinen Offroadtrack, übernachten gemeinsam an einem Staudamm. Wieder toller Abend, es ist superheiss hier, am Tag an die 40 Grad !
Die handtellergrosse Vogelspinne, die versucht an Marcs Reifen hochzuklettern, sorgt für etwas Gänsehaut....!
Wir kommen in Chilecito an, parken am schönen Plaza de Armas, Centrumsplatz. Die Stadt ist ausgestorben. Zwischen 13 und 18.00 Uhr sind in diesem Landesteil alle Geschäfte, Banken, etc geschlossen. Viva Produktivität !! Klar, es ist Superheiss, aber 5 Stunden Siesta toppt alles was wir bis jetzt erlebt haben !
Ab 18.00 Uhr öffnet dann auch die Dakar Austellung, als Vorbereitung für den riesigen Tross, der hier übermorgen Station macht. Die Austellung ist nicht wirklich aufregend, ein paar Merchandising Stände, Videoleinwand, na ja, lieblos würde ich sagen. Wir parken direkt an der Messe, machen mitten in der Stadt unser Camp! Das stört hier keinen, wir sitzen bis 2.00 Uhr nachts draussen, mitten auf dem Stadtplatz! Jeder denkt....das muss so sein, die gehören zur Dakar!
Am nächsten Tag suchen wir in Chilecito das Biwak der Dakar. Man bedenke: Über 200 Teilnehmer, alleine die Topteams wie Peugeot oder Toyota bringen mehrere LKW Material, Grosszelte, Werkstatt, mindestens 2 Mechaniker pro Fahrer....etc. Alleine ca. 100 Motorräder sind am Start. Das Fahrerlager muss riesig sein ! Wir schauen uns die Karte von Chilecito an. Da ist ein kleiner Flughafen....da muss es in der Nähe sein. Wir fragen Locals, nix genaues weiss man nicht ! Wir bilden mit Marc und Claudia zusammen den Biwaksuchtrupp, werden fündig, genau in Flugplatznähe. Alles im Aufbau.Riesig. Die Hospitality mit Speisekarte steht schon. Wir sitzen da, wo morgen die Weltmeister sitzen. Und wissen schon, welche Nudeln sie bekommen ! Übernachten dürfen wir nicht im Biwak. Aber alles anschauen...cool !!
Etappe neun von Salta nach Chilecito wird abgesagt. Unwetter in Bolivien ! Somit fahren alle Rennfahrzeuge und Teilnehmer die normale, öffentliche Strasse, die Ruta 40. Wir postieren uns ausserhalb von Chilecito am Strassenrand. Und da kommen sie schon. Immer wieder tröpfeln Gruppen oder Einzelfahrer an uns vorbei. Begrüsst werden sie von Marc's Martinshorn des Magirus und unserer Torro Hupe, die wir in Kolumbien montiert hatten. Alle freuen sich, winken zurück. Nach 2'h reihen wir uns einfach unter die Rennfahrer ein, und fahren mit denen unter begeistertem Jubel der Locals, die inzwischen die Strasse säumen, bis vor das Biwaktor !
Tolle Sache, Fahrer und Fahrzeuge so hautnah erleben zu dürfen.
Für uns ist jetzt noch nicht Feierabend. Obwohl schon 18.00 Uhr, machen wir uns Richtung St. Juan auf, dort gibt es für die morgige, 10.Etappe eine "Zona de Espectadores". Immerhin noch 150km durch schöne, hügelige Landschaft. Wir treffen die Strassenstelle dank der GPS Koordinaten genau, Polizei ist da, links und rechts campieren einige Hundert Fans.
Früh raus am nächsten Morgen. Die Wertungsprüfung, die viele hundert Kilometer quer durch die weite Landschaft führt,  wird nur 6km von hier "angezählt"...ab da heisst es dann..."full throttle" ! Wir sind pünktlich am Fusse der Brücke, unter der die Fahrer im Flussbett vorbeifahren, und um Sekunden kämpfen ! Und da sind sie, die Hubschrauber mir Frontcam's im Tiefflug....über der ersten Staubwolke! Der Führende der Motorradwertung fliegt um die Ecke, herrlich zu sehen wie die KTM voll am Limit unter der Brücke durchballert !!!
Schwer mit Worten zu beschreiben, wenn die "Könige" die Bühne betreten: die Racetrucks !
Kleiner, geduckter und viel schneller als das im TV zu sehen ist. Gänsehaut pur ! Wir können uns absolut frei an dem Flussbett bewegen. Die Polizei schaut eher gelangweilt zu. Die vielleicht 500 Fans.....verlieren sich vollkommen. Wir bleiben fast den ganzen Tag. Wechseln die Plätze. Laufen am Flussbett entlang. Wir verstehen jetzt, das hier immer wieder Zuschauer verunglücken, so nahe am Geschehen, die Fahrzeuge am Limit ihrer Kontrolle. Mehr wollen wir gar nicht beschreiben. Schaut euch das Video an. Danke Marc für deine Mühe aus unser beider Material die Essenz zusammenzufügen. Schaut euch die letzte Szene mit dem Racetruck an. Seht ihr den verrückten Zuschauer rechts an der Strecke ??





Ein toller Tag geht zu Ende. Es ist so anders wie im TV. Keine Zuschauermassen. Verhaltenes Interresse und die Erkenntniss : lange wird es die Dakar in der Form nicht mehr geben....! Zu riesig der Geländebedarf, zu extrem die Anforderungen, daraus eine "kontrollierte Veranstaltung" zu machen. Wir sind happy, das wir das Spektakel nochmal live miterleben konnten !
Wir Campen in der Nähe, ruhen uns aus. Am nächsten Morgen verabschieden wir uns von Marc und Claudia, wissen,  aber das nächste Ziel das Gleiche ist: über den 4600m hohen Paso Aqua Negra zurück nach Chile. Auch der Hitze wegen. Hier ist Hochsommer, und extrem heiss !