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Freitag, 30. Juni 2017

Paraguay : "man muss es wahrnehmen" (04.04.2017-22.04.2017)

Hörblog:



Lesen:

so bescheiden wirbt Paraguay selbst !
Paraguay: wiedermal ein "Wundertütenland"..wenig Info's ,viele Kollegen "sparen" sich Paraguay. Von Ushuaia kommend, ist es zum Erreichen der "Endstation" Montevideo, bei der das Fahrzeug zurück verschifft, oder aber "geparkt wird, nicht nötig Paraguay "mitzunehmen".
Wir wollen Paraguay nicht "auslassen", und so stehen wir am 04.04.2017 an der Grenze, am Ende der argentinischen Ruta 11 und  aus dieser wird dann die Ruta 12 "Vicepresidente Sanchez". Und endlich...da ist es wieder, das Prickeln, die Neugier.....Grenzgewühl....bunte Verkaufsstände, die obligatorischen "Grenzhelfer" ....die wir freundlich ablehnen...und ,wow, was ein "geiler" Durcheinander. Wir finden die "Migracion", freundliche und lachende Grenzer, staunen über uns Gringo's....ahhh Aleman...bueno...deutscher Pass, Lachen im Gesicht. Das Papier für den Hilux wird so nebenbei ausgestellt, viel wichtiger ist das "fachsimpeln" mit dem Grenzer und seinen Kollegen über unseren Auto....die Weltkarte und unsere schon gefahrene Strecke sorgt wiedermal für ungläubiges Staunen....und auch : "ja, ihr besucht unser Land ! Bienvenidos amigo aleman !"  Selten wurden wir herzlicher und entspannter an einer Grenze empfangen.
Wir dieseln los, als Beifahrer kann ich mir die bunte Welt draussen schon angucken. Das Strassenbild hat sich im Gegensatz zu  Argentinien/Chile komplett gewandelt. Bunte, kleine Geschäfte, Obst und Gemüse im Überfluss, es gibt wieder "Fressbuden", Grills am Strassenrand! 
Wir umfahren Asuncion, das gerade wegen Unruhen im Stadtkern in den Schlagzeilen ist, gelangen über den Rio Paraguay auf der RN 3 nach Limpio.Eine schwer bewaffnete Militärstrassensperre winkt uns raus. Immer nur freundlich bleiben. Sie interressiert das schwarze Köfferchen hinter Dagmar's Sitz. Langsam aufmachen....Outdoorcampingkocher, keine Waffen...alles klar, weiterfahren.  Wir halten auf der belebten Hauptstrasse. Eine der ersten "Amtshandlung" nach einem Grenzgang heisst oft : "Bargeldbeschaffung". Oh, wie unglaublich bequem haben wir Europäer es in unserem "Wirtschaftsraum"...es "klingelt" immer gleich im Geldbeutel..! Ok...wie heissen die "Dinger" hier ?? Guaranies !! Benannt nach den Urindios des Landes. Wie ist der Kurs ? 6000 Guaranies sind ein Euro...! Hilux geparkt, dem Wächter vor der Bank mit Kevlarweste und erhobener Schrotflinte kurz zugenickt...und rein zum Automat und mal eben 100000.- abgehoben....Scheine möglichst schon drin verstauen, Keypad abwischen, kurzer Blick zum Automat...ok, modernes Teil, alles gut ! Yeah, wir sind "flüssig" ! Wir müssen mal eine "Lanze" für die Cortal Consors Visa Karte brechen: Nie ein Problem, keine Bankgebühren, alles bestens, danke hierfür !
Wir haben von unserem Zielpunkt für heute leider keine genaue Koordinaten.....fahren zwar mit GPS und eingetragenem Ziel....aber es bleibt eine "Richtungsnavigation" . Und so kommen wir im Dunkeln zu Rene, dem Schweizer, der hinter einem massiven Tor eine Cabana Vermietung und eine "schweizer Nudelfertigung" betreibt. Und : auch er gewährt Overlandern einen Platz zum Campen !
Es ist voll bei Rene, meist grosse Fahrzeuge, Unimog und MAN Klasse. Wir parken unseren "kleinen" Hilux, und werden hier die nächsten Tage verbringen.
Und so plätschern die nächsten Tage dahin....Gespräche und Austausch mit Kollegen....Einkaufen, SIM Karte fürs Handy beschaffen....und na ja, "in der Nase bohren".
Es ist warm, und es regnet immer wieder mal.....und klar, um sechs Abends ist es dunkel....
Es gibt leider kein "Gemeinschaftsraum" und so hockt jeder um oder in seinem "Karren" herum.
So langsam fällt uns die Decke auf den Kopf, es ist nichts fussläufig erreichbar, sodass wir bald von "Lagerkoller" geplagt werden....und so machen wir uns in der Osterwoche auf, verlassen nach 6 Tagen das "Hasta la Pasta"....und ziehen weiter.
Über Paragua steuern wir den Ybycui Nationalpark an...nicht ohne bei einem der vielen Parillada, Strassenstände an denen gegrillt wird, ein riesiges Stück "Schwein vom Grill" zu vertilgen....lecker, preiswert....und das übriggebliebene "Pfund"  wird eingepackt für später !
Die Locals sind ausnahmslos interressiert, freundlich und haben immer für uns ein Lachen im Gesicht ! Sehr entspannte Stimmung "auf der Straße".
Wir geniessen das gute Wetter, parken den Lux am obligatorischen Grillplatz, gehen einen netten Dschungelpfad bis zu einem kleinen Wasserfall. Nichts aufregendes, aber entspannt und nach den 6 Tagen "Lager" tut alleine freie Bewegung gut. Wir beobachten eine fette Kröte, die an einer Wasserlache , die von vielen Schmetterlingen als Tränke benutzt wird....diese alle mit ihrer "Meterzunge" wegputzt....Natur pur, eben !....Schaut euch den Video an....!

Siehe hier : http://nationalparksofparaguay.blogspot.de/2011/07/ybycui-national-park.html
Wir übernachten an Ort und Stelle, wollen am nächsten Tag nicht die gleiche Strecke zurück; der Park ist eine Sackgasse. Wir scheitern an einer unfertigen Brücke....die grosse Regenmenge der letzten Tage ist noch nicht von der "roten Erde" aufgenommen worden....
schaut selbst hier :

Ok....wir fahren zurück auf die RN 1, fahren bis San Ignacio Guazu. Die RN 1 wird auch als die "Jesuitenroute" bezeichnet...längs dieser gibt es einige gut erhaltenen sogenannte "Jesuitenreduktionen".
Siehe hier: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Jesuitenreduktionen_der_Guaran%C3%AD
Wir parken in San Ignacio Guazu bei Gustavo unseren Hilux. Gustavo hat hier einen wunderschönes "Country Club" Resort mit Cabanas, Pool, Sport, Grills etc aufgebaut....und das besondere.....er ist kein Europäer ! Er kommt aus Peru, liesst uns alle Wünsche von den Lippen ab, gibt uns und dem Hilux eine "Wiesenecke".
"Ihr müsst unbedingt bis Karfreitag zur berühmten Prozession bleiben", und klärt uns über das grösste Osterhighlight in Paraguay auf. In Tanarandy, nur wenige Kilometer von hier, soll das Spektakel unter der Leitung von Koki Ruiz, einem bekannten Künstler, stattfinden. Heute ist zwar erst Mittwoch, aber wir bleiben. Die Stadt San Ignacio Guazu, der schöne Künstlermarkt, alles hat flair, guten "vibe" wie man so schön sagt, es gefällt uns gut hier. Wir fahren in das idyllische Nachbardorf Santa Maria, sitzen am wunderschönen, üppig grün bewachsenen Dorfplatz, Affen turnen über uns. Da spricht uns der Museumsleiter an: Er macht eine Führung durch sein durchaus bekanntes Museo Diocesano mit vielen handgeschnitzten Grossfiguren aus der Jesuitenzeit. Stolz erklärt er uns, das seine Tochter Englisch spricht, und uns eine "Privatführung" gibt.
Wir sind wiedermal begeistert von der Freundlichkeit mit der wir hier empfangen werden.
Zurück in San Ignacio ist  von Osterhektik, lautem Lärm, Partyexzessen, auch am Abend, keine Spur zu sehen, obwohl wir von der "europäischen Fraktion" hier eindringlich gewarnt wurden.
Wir laufen zu Fuß am Freitag Mittag zu dem Kreuzwegspektakel nach Tanarandy. Und was für eins! Viele tausend Leute, mit Kerzen in der Hand, säumen den Weg und den kleinen See mit Brücke, um den das künstlerische Grossbühnenbild , sowie die drei Kreuze aufgebaut ist !
Zum Glück haben wir uns das ganze schon früh aus der Nähe angeschaut, jetzt in der Dunkelheit, nur von den Kerzen beleuchtet, machen uns die Menschenmassen, rund um das völlig ungesicherte und sumpfige Ufer des Sees, und das kollektive "Geschiebe" eher vorsichtig und lassen uns in die hinteren Reihen zurücktreten. Auf der Bühne zeigen sich "lebende" Bilder aus dem Kreuzweg Jesu....und über uns fliegen Kameradrohnen der lokalen Fernsehanstalten....!
Es herrscht ausgelassene Stimmung, keine Trauer oder Schweigen, vielmehr Familienfeststimmung mit vielen Verkaufsständen längs des "Kreuzweges".
Wir verabschieden uns am Ostersamstag von Gustavo, fahren die RN 6 weiter bis Trinidad.
Dort besichtigen wir mit die bekannteste Jesuitenstätte, deren Mauern und auch Gebäude gut erhalten sind.
Siehe hier: https://de.m.wikipedia.org/wiki/La_Sant%C3%ADsima_Trinidad_de_Paran%C3%A1
Die Jesuiten, zu der Zeit im Beginn des 17.Jahrhundert, boten den Indios, den Guaranis, eine ganze Zeit lang Schutz vor den nachrückende  Sklavenjägern....hier waren sie historisch gesehen, eher mal "die Guten". Dieses Unesco Weltkulturerbe wird nachts stimmungsvoll beleuchtet, was leider durch den einsetzenden Regen eher "kurz abgehakt" wurde.
Wir übernachten direkt bei der Ruinen, besuchen Teil 2 der Anlage "Jesus de Tavarangü" am Ostersonntag, die Eintrittskarte gestern gilt auch hier. Gegen Mittag erreichen wir den Parque Manantial im Ort Hohenau, wo wir als Overlander freundlichst von Ruben und Carla Pretzel begrüsst werden....und in perfektem "Deutsch" erstmal zum schon gedeckten Mittagstisch eingeladen werden !
Die Pretzels mit europäischen Wurzeln.....eine klasse Erfolgsstory in Paraguay. Ihre topgepflegte, riesige Freizeitanlage enthält vom Tapir bis zum Wasserfall, von Grillstellen bis zum riesigen Pool....alles was man zum Wohlfühlen braucht ! Es ist Nachsaison, wir sind die einzigen Gäste....! "Fahrt einfach neben die Veranstaltungshalle da oben....die ist offen, nutzt sie, sie gehört euch !"....Ruben sprachs...und wir parken den Hilux längs neben dem wunderschönen Gebäude, breiten uns aus....und bleiben bei erstmal schönstem Wetter, machen Urlaub. Herrlich....Pool für uns....wir kochen draussen nach Herzenslust, sitzen lange abends auf "unserer" Veranda,  laufen nach Hohenau, das bekannt für seinen hohen Anteil "Deutschstämmiger" und entsprechender Architektur  ist.....leider ging der schöne Ort auch unrühmlich in die Geschichte als Fluchtort von Hitlerschergen a'la Josef Mengele ein !
Siehe hier :  http://www.paraguay-homepage.de/thema/hohenau-paraguay
Am 20.04.2017 verlassen wir den parque Manantial, danke Carla und Ruben ! Wir haben uns absolut wohlgefühlt bei euch !
Es geht in Richtung Ciudad del Este, und damit auch Richtung Brasilien. Unser Ziel: Das grösste Wasserkraftwerk der Welt, das Itaipu Wasserkraftwerk, das von Paraguay und Brasilien gemeinsam betrieben wird, und auf der Paraguayseite kostenfrei besichtigt werden kann !
Mit knapp 100 (!) Terawatt Jahresausbeute.....ist es gar das "leistungsstärkste" Kraftwerk der Welt !
Nach einer Übernachtung am Rande von Ciudad del Este parken wir den Hilux auf dem bestens gesicherten und bewachten Besuchergelände des Itaipu....und nehmen an der kostenlosen Führung teil. Zuerst gibt es einen beeindruckenden Werbefilm...dann fahren wir zu den Turbinenöffnungen und der Staumauer....immer begleitet von einem Securityfahrzeug.
Zu sehen gibt es ausser schön angelegten Parkanlagen.....nicht wirklich viel, aber immerhin ist der Grösseneindruck der Gesamtanlage wirkungsvoll und gewaltig !
Siehe hier: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Itaip%C3%BA
Zum Flächenausgleich der durch den Stausee verlorenen Landschaften ,wurden riesige, staatliche Naturschutzgebiete und Reservate entlang des nach Norden verlaufenden Rio Parana angelegt. Etwa 20km nördlich des Kraftwerkes befindet sich das Bio Reservat Tati Yupi.
Wunderschön im Dschungel angelegt, mit allen möglichen Facilities, Wanderwegen, Touren in den Dschungel (mit einem Traktor!)....und es steht allen frei, es ist kostenlos.
Wir fahren zuerst wenige Kilometer zur Reservatsverwaltung zurück, wo wir freundlichst und unkompliziert ein "Campingpermit" bekommen. So wird der Besucherstrom reguliert, da die Permit Anzahl limitiert ist. Und wie war es dort ? Herrlich ! Wieder mal waren wir in der bestens gepflegten Anlage.....alleine ! "Ja, klar könnt ihr mit dem Hilux dort auf die Wiese fahren, braucht ihr Strom? Trinkwasser gibt es hier im Büro....braucht ihr noch was, sagt Bescheid !"
Wieder mal Freundlichkeit a'la Paraguay ! Wir gehen am Stausee entlang, beobachten direkt bei uns eine Affenkolonie.....und freuen uns über die frechen Nasenbären, die immer näher kommen...! Toller Abschluss für ein kleines, freundliches Land !
Wir stürzen uns tagsdrauf ins Grenzstadtgewühl von Ciudad del Este. Hier Paraguay - freier, sehr freier Handel, Elektronik zu Spottpreisen, es gibt nichts was du nicht kaufen kannst...dort Brasilien....Importbeschränkungen, alles deutlich teurer, kein "Handelkleingewerbe".... und schon strömt es nur in eine Richtung....Paraguay !
Und so stecken wir am 22.04.2017 ca. 3km vor der Grenze im choatischen Gewühl aus Autos, Moppeds, Leuten, Strassenhändlern, Geldwechslern, Marktschreiern und allem, was halt zu einer "zünftigen" Grenze gehört, ...fest. Und ? Es macht uns nicht die Bohne aus ! Einfach nur geil, mal neben dem Auto herzulaufen, wieder lachen uns die Leute an, heben den Daumen hoch, wenn sie unser deutsches Kennzeichen sehen....!
Paraguay : wir haben dich "wahrgenommen" !