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Mittwoch, 19. April 2017

Gipfelsturm ! (22.02.2017 - 01.03.2017)

Wir verlassen den Torres del Paine Park, wollen so lange es geht auf der chilenischen Seite südlich fahren ! Erster Stop ist Puerto Natales, eine Stadt mit Flair. Die Stadt zieht sich über eine Anhöhe, von oben sehen wir das Meer. Es gibt eine schöne Strandpromenade, alles sieht gepflegt und neu aus. Moderne Hotels neben bunten Holzhäusern....gelungen integriert !
Und: die Stadt gehört schon zu der Provinz Antarctica.....
Wir fahren auf die Anhöhe, es gibt dort einen neuen Campspot, eigentlich für "Zelter" Unser Hilux sorgt für Aufsehen, wie so oft können sich die locals mit ihm "identifizieren"  und finden ihn einfach "lindo". Klar finden wir einen Platz, und hey, der Platz wird von jungen Mädels geleitet, die mit einfachen Mitteln z.b Europaletten als Windschutz hier echt was auf die Beine gestellt haben ! Wir bummeln noch durch die Stadt,Kochen und Essen in der Community Küche, wir heben den Alterschnitt gewaltig. Machte aber Spass und es gab sogar heisse Duschen !
Der nächste Tag bringt wieder Regen....sonst hätten wir hier noch etwas verweilt. Aber die Wetteruhr tickt, und es sind doch noch ca. 700km bis Ushuaia....dem "Gipfel" der Südhalbkugel.....!
Es geht jetzt Schlag auf Schlag der "Rekorde" ....in die südlichste Großstadt der Welt fahren wir am 23.02.2017 hinein, Punta Arenas an der Magellanstrasse !
Siehe hier https://de.m.wikipedia.org/wiki/Punta_Arenas
Dort gibt es die südlichste Zollfreizone der Welt (auch ein Rekord!).....und Zeit dem dritten Mann zwei neue Reifen zu spendieren. Die Goodyears sind jetzt nach 50.000km auf der Hinterachse  "Platt"...die tausende Kilometer Schotterpiste verschleissen die Gummis schnell...und hier bekommen wir sofort und preisgünstig Ersatz. Klasse, das der Hilux eine überall verfügbare Reifengrösse hat, wir kennen Overlanderkollegen die Wochen auf passende Reifen für ihr Gefährt warten mussten. Klasse auch, das wir noch am gleichen Nachmittag die Reifen montiert bekamen.
Wir wollen am nächsten Tag nach Povenir, das heisst wieder mal auf ein Schiff ! Am Fähranleger treffen wir auf uns bekannte Schweizer Overlander mit ihrem VW T6. Nach einem Plausch entscheiden wir uns gleich hier auf dem Parkplatz zu übernachten, die Fähre geht "früh" um 9.00 Uhr ! Und dieser Morgen ist wieder mal wie gemalt ! Strahlender Sonnenschein, spiegelglattes Meer ! Eine tolle Überfahrt, wir sehen Wale und ihren Fontänen, und eine Gruppe von chilenischen Delfinen vollführt "Kunststücken" längsseits der Fähre !
 
 
 
                                        Spielende Delfine Punta Arenas - Povenir

Wir legen in Povenir an....und befahren jetzt "tierra del fuego", Feuerland ! Bestes Wetter, karge, rauhe Landschaft....die ihr euch einfach in den Bildern anschaut. Es gibt in der Nähe eine Kolonie von Königspinguinen. Die einzige ausserhalb der Antarktis ! Klar fahren wir hin....und ja, es sind ca 25 von ihrer Art da....auf einem Privatgelände hinter einem Bretterzaun, und für ein saftiges "Voyeursgeld" durften wir die regungslosen Gestalten anschauen.....ab und zu bewegte sich einer.....Plastikskulpturen waren es also wohl nicht ! Also gut, habe  wir auch mal Königspinguine gesehen. Overlandkollegen.....würde das Eintrittsgeld heute lieber für sinnloses Weintrinken ausgeben.....! Wir durchqueren die Insel Richtung Rio Grande....und richtig....wieder müssen wir Wurst und Käse verstecken....und zum X - ten mal , Auto, Mann und Frau nach Argentinien importieren.  Die letzten 30 Kilometer bus zum Argentinischen Gre zposten sind superschlechte Piste, wir sehen mehrfach umgekippte LKW. 
Was ein Hohn: die Argentinier müssen um ihre südlichste Provinz zu erreichen....immer hier durch Chile. Und die haben natürlich null Bock hier eine ordentliche Strasse zu bauen ! So geht es diesmal umgekehrt : Nach der Grenze empfängt uns guter Asphalt und bringt uns schnell kurz vor Rio Grande zu einem Treffen ganz besondere Art : Dort wartet Torben und Michi mit ihren zwei Kids und dem grünen Rundhauber auf uns !! siehe auch hier www.hippie-trail.de
Die Freude ist gross, es gibt viel zu erzählen. Das letzte mal sahen wir uns in Ecuador. Nach einer sehr unruhigen und stürmischen Nacht am Strand trennen sich wieder unsere Wege : sie Nord - wir Süd ! Nicht für lange.....wie sich später heraustellen sollte !

Irgendwie ist uns jetzt schon etwas "komisch" zu Mute. Da steht ein Schild : Ushuaia 148km.
Stille im Hilux. Nee heute noch nicht. In den letzten Tagen wurde uns schon bewusst, das das Erreichen von Ushuaia doch einen Wendepunkt unserer Reise darstellt, und die Stimmung so zwischen neee noch nicht jetzt und jaaa bald geschafft etwas melancholisch hin und her schwingt.
Also "Rettungsanker Tolhuin" . Der kleine unbedeutende Ort, hat es durch seine Bäckerei La Union zu Kultstatus geschafft. Jeder Overlander macht hier Stopp und geniesst Kaffee mit Stückchen oder "Schnitzelweck" .
Siehe hier : http://www.panaderialaunion.com.ar/
Es kam wie es kommen musste : wir sitzen, essen, trinken, gucken...und dann: Ach heute bleiben wir hier ! Am grossen Lago Fagnano, etwas ausserhalb von Tolhuin gibt es einen "Künstlercamp". Wir fahren hin, sind begeistert, was hier aus Schrott so alles zu Spiel und Nutzzeug gemacht wurde. Ein Windspiel aus alten Wasserleitungen fanden wir besonders toll !
Tja, und dann gab es ja noch heute eine fast totale Sonnenfinsterniss! Mit einem Schweisserhelm bewaffnet begeistern wir die Locals, die davon weder wussten, noch so etwas jemals gesehen hatten !

Der nächste Morgen....fast schweigsam fahren wir die letzten 100km. Nach 644 Tagen und 73000KM, 16 Ländern, zwei Kontinenten erreichen wir Ushuaia. Wir halten am Stadteingang. Tränen. So viele Erlebnisse und Bilder. Schwer in Worte zu fassen dieser Moment : "Gipfelsturm" so ähnlich muss es sein, wenn der Bergsteiger nach monatelanger Vorbereitung und Entbehrungen "Oben" steht !
Wir umarmen uns, im Kopf geht ein kleiner Film ab.....wir haben es geschafft ! Ein Moment voller Emotion ! Ihr müsst es selbst erleben, wir sind fast zwei Jahre lang nur "gen Süden" gefahren ! Und hier stehen wir am Wendepunkt ! Mehr beschreiben wollen wir diesen Moment nicht---er gehört ganz allein uns ! Uns ? Klar, auch unserem Hilux. Der bekommt auch eine Umarmung ! Was der Kerl geackert hat....ohne Klage und Defekte....unglaublich !

Nachdem wir wieder "emotionalen Boden" unter den Füssen haben, passieren wir die in ganz Argentinien an jedem Ort stehende, sinnlose Polizeikontrolle, fahren auf den Hauptplatz der Stadt. Wir gönnen uns ein Luxus asado (Grillplatte) an der Promenade, laufen diese auf und ab.
Die Touristeninfo verneint das Vorhandensein von Campspots ("not safe, but there are a lot of hotels") Hmmm komische Info, selbst auf der Strassenkarte ist ein Camping municipal eingezeichnet. Unser Orakel Ioverlander weiss es natürlich besser, und so landen wir bei Rio Pipo, einem netten Camp mit grosser Küche und Holzofen und richten uns für die nächsten Tage ein !
Tja und was kann es cooleres geben als einen Rosenmontagsumzug in der südlichsten Stadt der Welt ? Klar, den besuchen wir, ist trotz 10 Grad "brasilianisch" angehaucht, und einfach lustig ! Wir gehen in der Stadt spazieren, fahren auf diverse Viewpoints, das Wetter ist ok, und wir lassen uns einfach etwas treiben.Schliesslich fahren wir nochmal in die Wildniss, entlang des Beagle Kanals bis wir keine Lust mehr haben, es ist hier menschenleer und die herbstliche Mischung aus verfaultem, feuchten Wald und moosigen, sumpfigen Bodens ist nicht so prickelig. Wir stoppen, machen ein Feuer, ja mit viel "Dieseleinsatz", schmieden Pläne.
Kurs Nord soll es gehen....war ja leicht zu erraten. Am nächsten Morgen fahren wir zurück, lassen nochmals unsere Gasflasche füllen, sehen drei Kreuzfahrtschiffe im Hafen von Ushuaia.
Wir fahren nochmals auf den Hauptplatz am Hafen, und denken darüber nach, was hier los ist, wenn diese Pötte ein paar tausend Touristen an die Mole spucken.....und so machen wir uns "vom Acker", zufrieden, aufgewühlt und doch euphorisch gelöst ! Wisst ihr noch beim Abschiedsfest...." ob wir das schaffen....wissen wir nicht ...." yeah, we did it !!!
Tschau Ushuaia, wahrscheinlich werden wir dich nie mehr im Leben besuchen. Das besondere ist der Weg dorthin, nicht du selbst !

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