Wir verlassen Walter nach einer Nacht. Zu tief sitzt das Erlebte, zu hart der Kontrast dazu in der "schweizer Insel", deren Ummauerung wir jetzt als eher beklemmend empfinden.Wieder geht es "hoch", raus aus dem tiefen "Reichenbereich" in die La Paz Höhe. Bei einem Strassenersatzteilshop füllen wir den Vorrat an Stossdämpfergummis nach....eine kluge Entscheidung. Dazu später. Die Strasse ist die "Hauptstrassenader" durch Bolivien, durchgängig asphaltiert, und gut ausgebaut. Sie schlängelt sich kurvig durch die Hochanden. Immer zwischen 3500m und 4500m hoch. Ständiger Begleiter sind in jeder der tausenden Kurven die Todeskreuze der Verunglückten. Unzählige, mal ein einzelnes, mal bis zu 15 an einer Kurve....alle das gleiche Datum. Ah ja, Collectivo oder Bus......Hinter Oruro dann beim Hinunterblicken in eine der Schluchten: zig Autowracks, dort abgeschmiert, Bergung unmöglich....ein schauriges Mahnmal in einer dramatisch schönen Landschaft, die Sonne geht über den unendlichen Bergen unter. Hier, durch diese immense Weite wird bald der Klang von High-tech Rennmotoren ballern, ja, hier wird die Dakar Rally 2017 durchkommen. Wir kommen gut Vorwärts, es ist zwar schon Dunkel, Potosi, die berühmte Bergwerk-Silber-Stadt mit ihrem durchlöchertem Wahrzeichen im Hintergrund, dem Berg Cerro Rico, ist schon in Sicht. Unser Versuch Sprit zu tanken, kurz vor der Stadt scheitert erstmal...nein,an ausländische Fahrzeuge geben wir nix raus....versuchts mal da drüben. Schliesslich fahren wir doch noch mit vollem, aber teuer bezahltem Tank, in die auf über 4000m gelegene Grosstadt hinein.
Die Stadt macht einen eher desolaten und schrägen Eindruck, Müll, viele "Dunkle" Strassen, enge Gassen.
Potosi: für mehr Info hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Potos%C3%AD
Wir suchen ein "condomio" ein Wohneinheit für meist Minenarbeiter oder deren Umfeld in Centro Nähe.Dort soll es einen Innenhof geben, bewacht, wo wir den Hilux parken, und auch drin schlafen können.....bezahlt wird der Wächter ! Wir finden den Spot, passen grade so durch die Einfahrt in den Innenhof. Der Wächter weiss Bescheid über uns verrückten "Overlander" kassiert, und wir stellen uns auf einen der freien Parkplätze, Dach hoch, Bett machen, Feierabend ! Tja, mit sicheren Nachtplätzen wird man mit der Zeit immer "schmerzfreier"....das Bett bleibt ja das gleiche, und als noch ein verrupfter Strassenkater auftaucht, der sich unser Futter schmecken lässt (Katzenfutter haben wir meist dabei, mach jeden Tag eine Katze glücklich !) ist erstmal "innerer Friede" hergestellt. Dieser gerät allerdings ganz schön wieder aus dem Gleichgewicht, als wir am nächsten Tag den Innenhof etwas genauer betrachten: Dreck und Müll wohin man schaut, Essensreste auf Plastiktellern, das Gemeinschaftsklo.....beschreib ich nicht ! Und hier wohnen "Besserverdiener", die morgens "geschniegelt und geschminkt" zur Arbeit gehen. Und ihren Wohnbereich leider, wie so oft schon gesehen, dermassen eklig zurichten, das wir wirklich zornig werden....!
Aber egal. Wir wollen hier nicht wohnen, sondern das ehemals unter spanischer Herrschaft so prächtige Potosi besichtigen. Also raus und in die Stadt! Wir schlendern in Richtung Zocolo, Hauptplatz, vorbei an diversen "Gewerkstrassen": Eisenwaren links, Schreiner rechts, und dann an den Kioskbuden vorbei. Fast 100% Indiobevölkerung, die Frauen meist in traditioneller Tracht mit Hut ! Als Kontrast dazu oft die Generation bis 20ig, in Jeans und Leggins.
Das Warenangebot ist überschaubar.Selbst hier in einer grossen Stadt findet man kaum grössere Supermärkte , wie z.b "Plaza Vea" in Peru. Versorgung in Bolivien heisst: Tomaten dort, Cola hier, Brot da drüben.....alles Microgeschäfte, zäh und anstrengend, da viele Indios kein Spanisch sprechen, sondern Gebiets-und Stammesdialekt. Das was man bekommt ist meist spottbillig, klar ausser Coca-cola....!
Es ist kurz vor Weihnachten, der Zocolo ist "geschmückt" ...cooler Kontrast zu den Indios !
Wir streifen umher, sehen etliche "Penner" , wenig Lachen, viel ernste Gesichter. Wir suchen einen Touranbieter, der uns den "Silberberg", cerro rico, auch von innen zeigt. Seit Jahrhunderten wird da, meist von den Einheimischen unter menschenunwürdigsten Bedingungen Silbererz, sowie heute mehr Zinn, abgebaut ! Die Tour beginnt mit standesgemässer "Einkleidung" , Helm, Anzug und Stirnlampe. Wir fahren zum "Miners market"..... Es wird erwartet, das wir den Arbeitern eine "Geschenketüte" , die schon gepackt da liegen, mitbringen: Eine Tüte Cocablätter, 100%iger Trinkalkohol, süse Limonade....Kaufen können hätten wir auch Dynamitstangen, Lunten, und alles was man als "Minero" halt braucht.
Wit fahren raus aus der Stadt, an den Fusse des Cerro Rico, der "zerlöchert" von Mineneingängen ist.
Mehr Info über den Cerro Rico gibt es hier : https://de.wikipedia.org/wiki/Cerro_Rico
Über 200 "aktive" Buddellöcher gibt es noch. Unser "Loch" ist gefunden, ein Arbeiter zeigt uns das Zinnerz als Gestein. Wir laufen in den Stollen, meine Grösse ist weniger gut, der Helm auf dem Kopf macht Sinn. Wir sehen im Gestein die Zinnadern laufen, klettern über enge Löcher und Holzleitern nach unten, in immer enger und wärmer werdende Stollen.
Platzangst darfst du keine hier haben. Unsere Führer erklärt uns den primitiven Ablauf: Dynamit rein, Steine zerkleinern, Ader verfolgen, mit Eimern das Material bis zum Zentralstollen hochziehen, dort in Loren rein, die dann rausgeschoben werden. Heute sei keine Arbeit, da der zentrale Kompressor, der für die Druckluftwerkzeuge nötig ist, kaputt ist. In einem Seitenstollen treffen wir die Kumpel von der wartenden Schicht. Coca kauend sitzen sie im dunklen Stollen vor eine "Teufelsfigur" Der wird ein Teil unsere Mitbringsel übergeben. Um ihn milde zu stimmen, das sie überleben, und gutes Erz finden. Unser Führer spricht mit Ihnen, stellt sie uns namentlich vor. Durchschnittliche Lebenserwartung : knapp 50 Jahre, Tod durch Einsturz, Luftmangel oder falschberechnete Dynamitladungen. Kommt vor....sicher aber ist der Tod durch Staub und Asbestähnlichen Fasern, die von den Wänden hängen....wenn der Husten blutig wird, dann dauert es nicht mehr lange, erklären sie uns. Nur durch das Coca halten Sie durch, gegessen wird nicht während der Arbeit, nur getrunken. Wir "Europäer" werden bei diesen Erzählungen immer stiller...bis wir alle, Arbeiter und wir "Touristen" stumm nebeneinander in dem dunklen Stollen sitzen. Beklemmend und depremierend !
Wir sind froh, wieder am Tageslicht zu sein, kehren zurück auf unseren Parkplatz....!
Ein Highlight wollen wir am nächsten Tag noch sehen: Das berühmte "Casa de la Moneda" von Potosi. In dem super erhaltenen Gebäudekomplex stehen die ersten und besterhaltesten Münzprägemaschinen, vom Anfang der Münzprägung der Spanier, "handgeschlagene Silberfetzen" bis zur Jahrhundertwende mit elektrische Stanzmaschinen. Am Ende "schlagen" wir uns eine eigene Silbermünze, mit dem jahrhunderte alten "Potosi" Logo.....aus dem das heute Währungszeichen entstand : "$".
Mehr über das "Casa de la Moneda" findest du hier : https://de.wikipedia.org/wiki/Casa_de_la_Moneda
Wir sind nicht unglücklich darüber die Stadt gegen die nächste zu tauschen: Sucre , die Hauptstadt von Bolivien !
1000m tiefer gelegen, heller, freundlicher, belebter, kulinarischer, angenehm touristischer.
So lässt sich Sucre mit Potosi vergleichen. Es gibt schöne Kolonialgebäude, die Stadt "quirlt" auf bunten Märkten, ist weihnachtlich mit viel LED Licht geschmückt. Wir beziehen das Hostal Pacha Mama, unser Hilux passt grade so durch die Einfahrt.Ein Zimmer kostet genauso viel wie campen...wir beziehen für drei Nächte ein Zimmer mit Balkon zum schönen Garten, streifen durch die Stadt, essen gut, lassen nach Potosi einfach den "positiven Vibe" wieder in uns rein.Ich besuche etwas ausserhalb eine Steinformation mit Dinosaurierspuren, während Daggi 3'h später auf einmal keine grauen Haare mehr hat ! Sucre hat uns gut gefallen, lohnt auf jeden Fall einen Besuch !
Sucre auch mal in Wiki lesen : https://de.wikipedia.org/wiki/Sucre
Da uns die Regenzeit etwas im Nacken sitzt, im Moment aber das Wetter traumhaft und trocken ist, lassen wir den Hilux wieder auf die Strasse, umfahren Potosi erneut und nehmen Kurs auf Uyuni. Dort gibt es ein "do it once in a lifetime" Punkt: Der Salar de Uyuni ! Weltgrösste "Salzpfanne" überhaupt ! Wir wollen dessen gleisend Weiße "Unendlichkeit" selbst unter die Räder nehmen, das geht nur ungefährlich, wenn die Salzfläche trocken ist. Und : der Salzsee ist Hauptspektakel bei jeder Dakarrally, schon alleine deswegen wollen wir da selbst fahren!
Auf dem Weg dorthin stellen wir fest, das eine der Antriebswellenmanschetten vorne am Verteilergetriebe des Hilux zerstört ist, und das Lager mit Fett "offen" ist. Wir flicken notdürftig mit Plastiktüte, suchen auf der weiten, kargen Steppe, weg von der Strasse einen Nachtplatz und flicken den defekt mit einer Gott sei Dank mitgeführten Ersatzmanschette (Bilder).
Gegen 12.00 Uhr kommen wir nach Uyuni, einer unscheinbaren Stadt, die nichts, ausser eben den Zugang zum Salar zu bieten hat. Halt, nein, es gibt Tankstellen (Wir müssen mal wieder das "Kanisterspiel" spielen), und es gibt Lavados, Autowäschereien, wichtig um hinterher dem Hilux das Salz abzuspülen! Ok..dann geht es vorbei am Dakarmonument, einigen "Salzhostels"
(alles, aussen und innen, ist aus Salzblöcken gefertigt), auf den Salar! Wow, wiedermal ein Gänsehautmoment, auf dieser horizontlosen, makellos weissen Oberfläche zu fahren! Und wie! Daggi macht Dampf, und wir "brettern" mit 85 km/h über den See, halten um coole Fotos zu machen...erreichen nach 50km die Insel Incahuasi, mitten auf dem Salar.
Geil, geil, kann man da nur sagen. Kleines, gepflegtes Kakteeneiland, toller Aussichtspunkt zum erwandern, und das Beste: wir übernachten hier in unserem Hilux, während alle Tourjeeps mit den Touris ab 17.00 Uhr wieder zurückfahren. Der Sonnuntergang ist gigantisch, danach kommt starker Wind auf, wir drehen die Front des Lux in den Wind....und schlafen gut, auf 3600m Höhe.
Geweckt werden wir durch die ersten Tourjeeps, die an nett gedeckten Picknicktischen für ihre Gäste Frühstück bereiten ! Wir treten erneut bei strahlendstem Wetter den Rückweg an, machen die obligatorische Autowäsche, da trotz Trockenheit sich überall ein Salzüberzug am Hilux gebildet hat !
Lesenswertes über den Salar de Uyuni, klar bei WIKI: https://de.wikipedia.org/wiki/Salar_de_Uyuni
Und dann, nach kleinem Einkauf.....fahren wir aus Uyuni raus. Richtung dem 210km entfernten Tupiza. Was wir hier noch nicht wissen : Die allerhärteste Prüfung der gesamte Reise liegt vor uns !
Habt Ihr wenigsten Euren (Speise-)Salz vorrat aufgefüllt? Ich bin nun wieder online, nach einer Zeit der Web-Abstinenz. Gibt es auch mal Bilder mit "Men and hat"? würde mich freuen. Erstaunen tut mich allerdings der mangelnde Zufriff auf Eure Videos, die echt super sind. Auf nach Feuerland?
AntwortenLöschenSiegfried, wieder gesund und munter.
Heyyy...Siggi..welche Freude...wir hoffen das du wieder topfit bist....und welcome back !!!!
Löschen.....und wenn schon....dann sind die Videos "exklusiv für euch"....wir haben am angucken auch Spass !!!
See you